Dienstag, 10. Januar 2012

Wintersonnwende 2011-2012 zwölfter Tag/Nacht


Gold gebunden an der Grund

Gold-Grund.

Fünf und Zwölf.

Kreuz aus Quadraten


Technik: Blattgold auf gerissener Wellpappe, Einstiche / Format: 30 x 30 cm


1.1.2012


21 Uhr.

Der braune „billige“Grund des Kartons sollte sich mit dem Gold vollständig bedecken und zum Gold-Grund werden. Präsenz des Ewigen in der Zeit. Mein Trägermaterial ist billig, scheinbar ohne Wert, Verpackungsmaterial zum wegwerfen, und das 24 karätige reine Gold. Diese Spannung wollte ich erzeugen und installieren.


Das Gold sollte die umweltfreundliche braune Wellpappe, gewonnen aus Holz, in mehreren dünnen Schichten Papier, (durch hohe Ingenieurskunst zum stabilen Karton gefertigt), völlig überziehen mit Gold, eine Synthese bilden aus scheinbar wertlosen und höchstem Wert. Das versprach eine neue Basis. Einen Landeplatz für lichte Empfindungen des Herzens und, eine präparierte Projektionsfläche für Gedanken an der Schwelle zur Verwirklichung. Das könnte eine visuelle Qualität bekommen. Ein wirksames Placebo werden. Ritual.


Jedes Ritual lebt davon dasjenige innerlich real zu vollziehen was es symbolisch äußerlich ausführt. Malerische Handlung im KunstKloster ist offenes Spiel und präzises Ritual zugleich.

Dazu kleidete ich mich festlich.


Das Bindemittel, das das Blattgold aufnimmt, mit der Wirkung erotischer Anziehungskraft,das die Konsistenz und Farbe von Honig hat - den Mixton - musste ich dreimal auftragen mit jeweils mehren Stunden Trockenzeit, weil die Pappe die ersten Schichten absaugte. Dann aber war die erdbraune Fläche glänzend bereit zur Aufnahme des Edelsten.


Dann setzte ich in hoher Stimmung das erste Blättchen Gold, als würde ich einen Kandelaber in einer Gruppe meditierender Freunde anzünden. Nicht links oben beginnend, wie ich vorhatte, sondern überraschenderweise legte es die Hand in der Mitte.

Da ist ein Unterschied zum reinen Handwerk. Das reine Handwerk vollzieht möglichst präzise die überlegten Handlungen aus um ein bestimmtes Ziel damit zu erreichen. Wenn die Hand jedoch, im unmittelbaren Vollzug, freigegeben wird für das Unbestimmbare - die Intuition - wenn sie sozusagen im kleinen Finger immer einen wachen Sensor hat, der Ausschau hält noch musischer Anwesenheit im Moment des Tuns, dann geschieht so etwas.


Dann kann ich, in Abwandlung des Richterzitates sagen: „meine Hand-lung ist intelligenter als ich“. Gelingen kann das nur wenn du 100% bei der Sache bist. Lasche, halbherzige, oder spekulative Konzentration mögen oder können die hohen Musen nicht besuchen.

Das goldene Quadrat im Kartonquadrat machte sofort einen starken Eindruck. Ich unterbrach die vorbereitete Handlung und lies es lange wirken. Dann legte ich, immer noch auf dem Weg die gesamte Fläche mit Gold zu überkleiden, an die vier Seiten vier weitere Goldblättchen an. Fünf Quadrate, und das Kreuz trat machtvoll auf.

Es blieb dabei. Die ursprüngliche Vorstellung des Goldgrundes hatte nicht mehr die Kraft sich durchzusetzen und gab sich schließlich in die neue Figur. Es wäre eine reine Vollzugskonsequenz gewesen und kein aufnahmebereiter Prozess.

Ich entschloss mich, wieder nach längerem Abspüren, Punkte durch das Gold in den Grund zu stechen. Die 24 ersten bilden einen inneren Kreis. 2 x 12 ist in 2012. Und 2+0+1+2 sind 5. Zwölf und Fünf. Fünf die Zahl des Pentragramms, Zwölf die Zahl der Monate, der Jünger, der Tierkreiszeichen, des doppelten Sechsterns, der Stunden, der Uhr-Zeit. Fünf und Zwölf. Zusammen sind es 17. Eine Zahl die sich nicht teilen lässt.

Siebzehn Tage vom 21.12. Bis 6.1. 2012. Siebzehn Bilder/Texte werden entstanden sein.

Zahlenspiel. Deutungsoffen. Orakeltrunken. Das neue Jahr, was wird es bringen? Das ist die Zeit dafür. Für I Ging und Tarot. In einer großen Zeitung war auf der ersten Seite das Foto des Maya-Kalenders zu sehen, der mit dem 21. 12. 2012 endet und manche zur Weltuntergangslust stimuliert. Der Kommentator meinte dumm-arrogant und geschmacklos dazu: „wie sollte diese Volk, das nicht mal seinen eignen Untergang (Völkermord durch die Spanier) vorhersagen konnte, in der Lage sein das Ende der Welt zu wissen?“ Billiger Trost. Doch ich bin auch kein „Weltunergangsgläubiger“, auch wenn ich die Zeitrechnungen der Mayas faszinierend und bewundernswert finde.

Als Kinder sangen wir: „am 30sten Mai ist der Weltuntergang...“, den hatte eine religiöse Sekte prophezeit.

Geht nicht jeden Tag die Welt unter und wieder auf? Ist sie nicht mit dem Tode jedes Menschen, einer jeden lebenden Kreatur, ganz und gar untergegangen? Und ist nicht in allem Ende ein Anfang schon entworfen? Es sind doch jetzt schon die Knospenansätze an den Bäumen zu sehen. Endzeit ist die erste Stufe vor dem Anfang. Damit kann ich was anfangen.


Die reine Oberfläche des Goldes bekam durch die Einstich Poren durch die der Grund „atmen“ kann. In einem dritten Schritt, ebenfalls mit langen Wirkungspausen (das entspricht auch den drei Wartezeiten durch die Lagen des Mixtons), streute ich Goldstaub außerhalb aller geometrischen Berechenbarkeit über die noch griffige und aufnahmefähige Mixtonfläche.


Wie es nach diesem Bild weitergehen sollte ist mir ein Rätsel.

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